LEADER Region Tourismusverband Moststraße
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Ardagger

© Gemeinde Ardagger © Gemeinde Ardagger

Gemeindedaten


Bezirk: Amstetten
Gerichtsbezirk:
Katastralgemeinden: Aradagger Markt, Ardagger Stift, Kollmitzberg, Stephanshart
Fläche: 47,28 km2
Einwohner: 3.357
Höhe: 250 m
Vorwahl: 07479
Postleitzahl: 3300, 3321, 3322, 3323
Koordinaten: 48° 10? N, 14° 49? O
Gemeindekennziffer: 3 05 03
Amtliche Adresse:

Über Ardagger


Die Marktgemeinde Ardagger – auch das Tor zum Strudengau genannt – liegt eingebettet zwischen
der Donau und dem Hügelland des Mostviertels bzw. an der Moststraße.
Die mehr als 3.500 Einwohner beherbergende Marktgemeinde besteht aus 4 Katastralgemeinden, erstreckt sich über 47 km2 und liegt auf einer Seehöhe zwischen 260 und 469 m.
Die vier Katastralgemeinden sind: Ardagger Markt, Ardagger Stift, Kollmitzberg und Stephanshart. Die einzelnen Katastralen haben über hunderte Jahre hinweg ihre eigene Ortskultur entwickelt und erhalten. Diese Vielfalt zeichnet die Gemeinde aus und unterscheidet sie von vielen anderen Gemeinden.
Obwohl die vier Katastralen seit 1971 zu einer Gemeinde  zusammengefasst sind, haben sie ihr eigenes Vereinsleben. So gibt es in der Marktgemeinde Ardagger 4 Feuerwehren, 4 Musikkapellen, 4 Pfarren,... [1]

Geschichte


Ardagger Markt


Ardagger Markt, früher auch das "Goldene Marktl" genannt, war in früherer Zeit in wirtschaftlicher Hinsicht zweifach bedeutsam:
Zum einen besaß Ardagger Markt den einzigen wegsamen Übergang über die Donau.
Zum anderen gab es in Ardagger Markt die Möglichkeit, auf dem Landweg den sehr gefürchteten und gefährlichen Struden der Donau auszuweichen. Hier begann eine Straße, die über Viehdorf Richtung Ybbs führte.
Ardagger Markt war auch eine der wichtigste aber auch die letzte Anlegestelle oberhalb des Strudengaus. Hier wurde die Fracht auf Schiffe umgeladen, die dann von Strudenfahrern sicher durch die Struden gelenkt wurden. Seinerzeit befand sich diese Anlegestelle noch im Bereich der Kochmühle (Autohaus Schnabel). Durch die Wanderung der Donau lag er später beim Schatzkastl - wo er sich heute noch befindet (das sind 1400 m!!). Erst 1787 entstand durch ein Hochwasser das heutige Bett der Donau.

Um 1500 beherrschte die Fischerzunft den Ort. Hier entstand im Jahr 1580 das Schiffsmeisterhaus in Ardagger Markt, das gegenwärtig das "Gasthaus zum Schiffsmeisterhaus" ist.
Ardagger Markt erlebte viele Hochwasserkatastrophen, die schwere Schäden an Gebäuden und Grundstücken anrichteten. Dem wurde mit dem Hochwasserschutzdamm, der 1979 eröffnet wurde ein Ende (bis zum Jahrhunderthochwasser vom August 2002) gesetzt. Dieser Damm konnte dem Jahrhunderthochwasser im August 2002 gerade noch standhalten. Es fehlten nur noch einige Zentimeter, und der Damm wäre oben überflutet worden. Durch diese Überbelastung wurde die Innenböschung des Dammes so aufgeweicht, dass ein Teil der steilen Dammböschung absackte. Das erforderte Schlussendlich eine Teilflutung des landseitigen Dammbereiches – wovon zahlreiche Keller der Häuser in Ardagger Markt betroffen waren.

Das erhöht über dem Markt auf 275 m Seehöhe liegende Kirchengebäude mit seinem wuchtigen Südturm und dem profilierten Südportal bringt die gotische Stilepoche des 14. und 15. Jahrhunderts zum Ausdruck. Erstmals wurde die Kirche aber schon 823 erwähnt. Es wird vermutet, dass zur Römerzeit an dem Platz, an dem jetzt die Kirche steht früher eine Warte platziert war.

Aus der romanischen Zeit sind noch einige Bauteile erhalten geblieben – wie z.Bsp. die Kreuzrippengewölbe. Die Pfarrkirche Ardagger Markt ist dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Wege zu Wasser und der Schifffahrt geweiht. 123 Stufen führen hinauf zu dieser Kirche. Der zierliche Rokoko-Hochaltar mit dem zentralen Bild des „hl. Nikolaus“ ist seitlich flankiert von neubarocken Statuen. Die Kanzel und einige andere Bilder und Statuen sind neugotisch.
In den Jahren 1712/1713 und 1679/1680 wütete in Ardagger der "Schwarze Tod". Wieviele Tode es genau in dieser Zeit in Ardagger wirklich gab ist nicht bekannt. Angeblich rottete diese Seuche aber in Ardagger Markt fast den halben Ort aus. Zum immerwährenden Gedenken an diese Zeit wurde 1718 am Marktplatz in Ardagger Markt eine Breitstockkapelle errichtet. [2]

Ardagger Stift


1049 wurde das Gut Ardagger Stift von Kaiser Heinrich III. an Bischof Nitker von Freising übergeben, mit dem Auftrag hier eine geistliche Gemeinschaft zu Ehren der Hl. Margareta einzuführen. So wurde eine dreischiffige Pfeilerbasilika errichtet, die 1063 eingeweiht wurde.
Zwischen 1225 und 1236 wurde eine neue, größere Kirche durch Probst Heinrich I. erbaut. Die Grundmauern entsprechen der heutigen Form des Stiftes Ardagger. Probst Heinrich I. hat sich mit dem Margaretenfenster ein bleibendes Denkmal gesetzt. Das Glasfenster hinter dem Hochaltar ist das älteste Figuralfenster dieser Art in Österreich. Von unten nach oben gelesen - in 14 Medaillons dargestellt - erzählt es von der Lebensgeschichte der Hl. Margareta. An der unteren Seite des Fensters ist der Stifter der Kirche Probst Heinrich kniend zu sehen, mit dem Modell der Stiftskirche in den Händen. Das 3,80 m hohe und 1 m breite Fenster ist mit Palmettenblättern gerändert. Im zweiten Weltkrieg fürchtete man, das Fenster könnte zerstört werden. Erst wollte man es nach Berlin bringen, es stellte sich aber heraus, dass das Glas in den steinernen Rahmen mit eingemauert war. So entschloss man sich, das Fenster innen und außen mit einer dicken Mauer zu unterstützen. Im Jahre 1949 wurde das Fenster wohl behalten wieder freigelegt.

Im Jahr 1529 wurde die Kirche von den Türken geplündert und in Brand gesetzt. Sie lag dann fast 40 Jahre lang in Trümmern. 1567 wurde durch Probst Grübler wieder aufgebaut. Das Stift Ardagger war ein Stift weltlicher Chorherren; vom Probst und seinen Chroherren wurden bis zu 16 Pfarren betreut. 1784 wurde diese Probstei aufgelöst. Aus der selben Zeit wie das Margaretenfenster stammen auch der Südeingang mit seinen romanischen Bogenläufen und die unterirdische Säulenkrypta. Sie ist durch sieben Säulen dreigeteilt und hat ein Kreuzgratgewölbe.[3]

Kollmitzberg


Der 469 m hohe Berg ist ein Ausläufer des böhmischen Massivs auf dem rechten Donauufer. Verschwommene Verwallungen zeigen, dass der Kollmitzberg als Ganzes einmal eine Wallburg gewesen sein dürfte (laut Bodenforschungen des Bundesdenkmalamtes). Auch die Kirche war einst eine Wehrkirche. Ihr Turm hat 2 m dicke Mauern. Auf gut übersichtlichen Plätzen hatte man früher Beobachtungsstände, die dazu errichtet waren, Feinde so früh wie möglich zu erkennen.

Die Kirche am Kollmitzberg wurde um das Jahr 1260 erstmals genannt. Diese gotische Wallfahrtskirche ist der Heiligen Ottilia geweiht, von der auch eine Statue aus dem Jahre 1500 bewundert werden kann. In den Jahren 1955/1956 hat der Künstler Franz Pitza in drei großen Deckengemälden das Leben der Hl.Ottilia, die als 11jähriges Kind bei ihrer Taufe auf wunderbare Weise das Augenlicht erhalten hat, dargestellt. Erst seit 1784 gilt Kollmitzberg als eine eigene Pfarre – vorher wurde sie von Ardagger Stift mitbetreut. Jahrhundertelang – speziell im späten Mittelalter - pilgerten tausende Gläubige jährlich auf dem Kollmitzberg. Dem Ottilienwasser, das mitten auf dem 469 m hohen Berg entspringt, wurde eine besonders heilende Wirkung zugeschrieben, die vor allem Augenleiden lindern soll.
Seit über 400 Jahren wird in Kollmitzberg jedes Jahr der Kollmitzberger Kirtag veranstaltet. Die Wurzeln des Kirtages reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Damals wurde dieser Jahrmarkt aber noch in Ardagger Stift abgehalten. In den niedriger gelegenen Regionen von Ardagger wütete seinerzeit die Pest. Aus diesem Grund wurde der Jahrmarkt, der zu jener Zeit 2 Monate dauerte, auf den Kollmitzberg verlegt, der von dieser Seuche verschont wurde.
Der Kollmitzberger Kirtag hat aus dieser Zeit noch immer seinen Beinamen „Schusterkirtag“, da an die 100 Schuster jährlich ihr Schuhwerk hier angeboten haben. Die Gläubigen wallfahrteten damals barfuß auf den Kollmitzberg und kauften sich beim Jahrmarkt neues Schuhwerk. Ausser Schuhen gab es dort „Pechl“ (ein Mittel gegen Maul und Klauen Seuche bei Tieren), Met,... zu kaufen. Aber auch Heiratskontakte wurden hier geschlossen.
Auf einem besonders guten Aussichtsplatz steht heute hinter Büschen verborgen der „Hexenstein“. Das ist ein aufrecht stehender Granitblock, in den Stufen eingehauen sind. Durch Verwitterung hat sich oben in diesem Stein eine Schale gebildet. Seine Bedeutung scheint mit einem heidnischen Kult oder dem Kult einer verbotenen Sekte verbunden gewesen zu sein. Nicht nur der Name, sondern auch eine Sage deutet darauf hin: Nächtliche Opfer wurden angeblich dort dargebracht.

1830 gab es dort wo sich jetzt die Donaubrücke befindet eine „fliegende Brücke“. Ein ca. 700 m langes Seil wurde mit einem Korb, der mit Steinen gefüllt war, im Wasser verankert. Hier konnte man auf Booten die Donau mühsam überqueren.
Um 1890 wurde eine Rollfähre errichtet, deren Seil hoch über dem Wasser von Berg zu Berg gespannt war. Zwischen 1965 und 1967 wurde die Donaubrücke errichtet, die das Überqueren der Donau problemlos gestaltete.[4]

Kollmitzberger Kirtag


[5]
Niederösterreichs ältester und größter Jahrmarkt
Seit 800 Jahren pilgern Gläubige zur Hl. Ottilie auf den Kollmitzberg bei Ardagger, wo seit Ende des 12. Jahrhunderts eine Kirche steht. In Verbindung mit dieser Wallfahrt entwickelte sich hier alljährlich- jeweils an den letzten beiden Tagen der Herbstquatemberwoche, einem beweglichen Termin des Kirchenjahres- der traditionsreiche „Kollmitza Kirta“, im Volksmund „Schuasterkirta“ genannt. In jüngster Zeit ist der Kirtagtermin auf den 3. Sonntag im September fixiert worden. Es ist jedoch kein „Ottilien- Kirtag“, denn das Fest dieser Heiligen wird am 13. Dezember gefeiert. Trotzdem wurde und wird der Kirtagbesuch vielfach mit einer Wallfahrt zur Augenpatronin verbunden. Aus dem uralten Standlmarkt vor der Kirche ist in den letzten Jahren eine veritable landwirtschaftliche Musterschau mit überregionaler Bedeutung geworden. Beinahe könnte man von der Kollmitzberger Messe sprechen.
Der erste urkundliche Hinweis auf ein Marktgeschehen am Kollmitzberg stammt bereits aus dem Jahr 1516 (Schlossarchiv Seisenegg). Damals wurde in einem Vertrag zwischen Stift Ardagger und dem Landesgericht Seisenegg die Höhe des Standgeldes, das man von den Krämern einforderte, schriftlich festgelegt: „nemblich von ainem Stanndt zween, von ainer Khuchl acht Pfennig, wie von alter herkhummen genommen wirdt“. Daraus lässt sich schließen, dass der Jahrmarkt schon im 15. Jahrhundert, wenn nicht gar früher, existierte, weil von „altem Herkommen“ die Rede ist! Interessant ist auch die Erwähnung von „Kuchln“, was auf den Zulauf vieler Menschen hindeutet, die nach den Strapazen eines beschwerlichen Anmarsches verköstigt und gelabt werden wollten. Neben dem sogenannten „Großen Kirtag“ im Herbst hat es ursprünglich auch noch einen „Kleinen Kirtag“ zu Pfingsten gegeben, der allerdings schon im 17. Jahrhundert abgekommen ist.

Der Landrichter der Herrschaft Seisenegg hatte am Kollmitzberg das Recht der „Kirtagsbehut“, eine obrigkeitliche Aufsichtspflicht, um Diebstähle, Raufhändel und ähnliche Ausschreitungen hintanzuhalten und zu bestrafen. Die erste urkundlich belegte Kollmitzberger Kirtagsrauferei ist im Seisenegger Banntaidingbuch zum Jahre 1531 festgehalten, wo es heißt, dass „der Wirt zu Kollmitz mit Namen Weygl den Jäger Staffan zu Kollmitz in der Tafern mit einem Speiss angeloffen, und herausten vor dem Haus verwundt hat“.

In der Barockzeit erlebte das Kirtagstreiben im Zusammenhang mit der Blütezeit der Wallfahrt seinen Höhepunkt. Über den Ablauf der kirchlichen Feierlichkeiten rund um den Großen Kirtag gibt uns ein Bericht des Hofrichters von Stift Ardagger aus dem Jahr 1775 ein anschauliches Bild. Wir erfahren hier, „daß zu Kolmitzberg am Samstag im 3. Quatember bey versamelnden Volk um 7 Uhr frühe um die Felder ein Umgang mit dem Hochwürdigen Gut, darauf ein gesungenes Hochamt, sodan um 1 Uhr Nachmittag eine Predigt de Beata Virgine Maria, darauf die Vesper, um 6 Uhr Abends eine gesungene Litaney, um 11 Uhr Nachts widerum eine Predig und darauf ein Hochamt de Sanctissimo Sacramento, Sontags frühe verschiedene H.Messen, um 9 Uhr aber nochmahlen eine Predigt, darauf das Hochamt de Sancta Ottilia Patronin deren Augen und dasiger Kirchen, mit gesamter Stifts Music gehalten wird, worbey die dahin kommende Wahlfarter nichts als andächtigen Eyfer zeigen, auch schon vielle Gnaden erlangt haben…“
Für Herbergsuchende stand immer nur das winzige Gasthaus neben der Kirche zur Verfügung, das dem Besucherstrom an Kirtagen bei weitem nicht gewachsen war. Wer nicht in den umliegenden Bauernhöfen Aufnahme fand oder gar im Freien die Nacht verbringen wollte, der schlug sein Quartier gleich in der Kirche auf! Dies erregte freilich mitunter das Misstrauen der kirchlichen Behörden. So erstattete im Jahr 1777 der zuständige Dechant seinem geistlichen Oberhirten, dem Bischof von Passau, eine Anzeige, in der es unter anderem heißt, „daß die Leute großen theils in der Kirchen übernachten, das Gotteshaus einer Casernen gleich machen, da männ- und weibliches Geschlecht vermischet liegen und logieren. Wie große Gelegenheit dadurch, und überhaupt durch derley ungewöhnliche Nacht Andacht der zu den Kirchtägen ohnedieß gerne zulauffenden ledigen Pursch zu Sünd und Lastern gegeben, auch daß hiemit die Kirche der Verletzung ihrer Heiligkeit ausgesetzet werde, ist sich ganz leicht vorzustellen“. Die lakonische Antwort der bischöflichen Kanzlei lautet, dass die Kirche abends„bey Zeiten gesperrt werden soll!“

Die Kirchenpolitik Kaiser Josephs II. hat bisweilen ausufernden barocken Volksfrömmigkeit allenthalben ein Ende gesetzt, doch am Kollmitzberg kamen Wallfahrt und Kirtag nicht zum Erliegen. In der Biedermeierzeit scheint der Pilgerstrom sogar wieder zugenommen zu haben, was den aufgeklärten Autor eines „Handbuchs für Reisende auf der Donau“ zu der ätzenden Bemerkung veranlasste: „In dieser einsam oben am Berg gelegenen Kirche versammeln sich alljährlich viele tausend Menschen, um für ihre Augen zu bethen, während die Chorherren zu Ardagger und die im Herbste auf den hier gehaltenen Jahresmarkt aus allen Provinzen Österreichs herbeykommenden Krämer ihnen die Augen auf alle erdenkliche Art auswischen“ (J.A. Schultes, Donaufahrten, Stuttgart 1827).

Die im Volksmund übliche Bezeichnung „Schuasterkirta“ ist relativ jung und hat sich erst im vorigen Jahrhundert eingebürgert. Sie geht vermutlich auf die Ereignisse während der Franzosenkriege zurück: Im Jahr 1809 hatten französische Soldaten auch den Kollmitzberg erstürmt und plünderten Kirche, Pfarrhof und die umliegenden Bauernhöfe. Die Pfarrchronik beschreibt die von Mai bis Oktober andauernden Überfälle sehr ausführlich. Mehrmals wird vermerkt, dass die Franzosen mit fanatischer Besessenheit den Kirchenbesuchern Stiefel und Schuhe raubten. Sogar frische Gräber wurden danach durchwühlt! In allen Häusern richteten sie erheblichen Schaden an, bedrohten und misshandelten die Bewohner und nahmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Viele Menschen verließen verzweifelt ihre Häuser und richteten sich in Gräben und Wäldern Notquartiere ein, um sich außer Lebensgefahr zu bringen. Der Pfarrhof wurde vorübergehend zum französischen Standquartier, und beim Abzug füllte die Soldateska noch den restlichen Weinvorrat in „dreißig Plüzer, zu deren Verstopfung zwei meiner (=des Pfarrers) besten Bücher verwendet worden“. In diesem Jahr konnte auch kein Kirtag stattfinden. Umso mehr strömten die ausgeplünderten Menschen der ganzen Umgebung in den folgenden Friedensjahren zum Kollmitzberger Jahrmarkt, um sich wieder mit lebensnotwendigen Gütern zu versorgen, vor allem mit Kleidung, Wäsche und Schuhwerk. Denn schenkt man der Pfarrchronik Glauben, so hat es nach 1809 in keinem Kollmitzberger Haus mehr Stiefel und Schuhe gegeben. Kein Wunder, wenn die Schuster der Umgebung hier einen ergiebigen Absatzmarkt witterten und sich jeweils in der Herbstquatemberwoche mit einem großen Angebot am Kollmitzberg einfanden. Von da an dominierten die Schusterstandl, und der Ruf des nunmehr so bezeichneten „Schusterkirtags“ verbreitete sich rasch bis ins obere Mühl- und Waldviertel. Um die Jahrhundertwende, so wird erzählt, sollen sich bis zu achtzig Schuhmacher, darunter auch aus Wien, mit ihren Kollektionen am Kollmitzberg eingefunden haben.

Selbstverständlich wurden nicht nur Schuhwaren angeboten, die bäuerliche Bevölkerung fand da alles, was man das Jahr über benötigte und konnte sich mit Vorräten für die langen Wintermonate eindecken. Die „Pechlmänner“ aus dem Mühlviertel boten das begehrte Pechöl an, das vorwiegend in der Viehhaltung zur Seuchenbekämpfung Verwendung fand, aber auch in der Humanmedizin als probates Hausmittel geschätzt war. Beim Pfeifenschneider konnte sich so mancher Bauer eine neue, handsame Tabakpfeife erstehen, wenn die alte nicht mehr recht ziehen wollte. Gerne besucht wurde die großen Metzelte, wo es Met für die Erwachsenen und süßen Lebkuchen für die Kinder gab. Wichtig war natürlich der Viehhandel. Aber auch Heiratskontrakte wurden am Rande des Kirtags geschlossen. Dienstboten, die sich’s „verbessern“ und ihren Platz wechseln wollten, suchten Kontakt mit den Bauern, um dann zu Lichtmess zu übersiedeln. Die Knechte und Mägde bekamen anstatt eines Weihnachtsgeschenks meist ein „Kirtaggeld“, um sich nach eigenem Geschmack „eingwanden“ zu können. Trotz des bunten und hektischen Kirtagstreibens blieb auch noch Zeit für ein Gebet am Altar der hl.Ottilie, wo man eine Opfergabe niederlegte und ein Andachtsbild mit nach Hause nahm.

In Notzeiten und Kriegsjahren schrumpfte der Kirtag natürlich auf ganz wenige Standl zusammen, und während des 2. Weltkrieges drohte er völlig einzugehen. Ab 1948 begann der Jahrmarkt allmählich wieder aufzublühen, und seither steigt der Zustrom an Schaustellern und Besuchern kontinuierlich an. Aus dem „Schuasterkirta“ der Großväter hat sich in den letzten Jahren eine Landwirtschaftsmesse mit Volksfestcharakter entwickelt. Aus dem idyllischen Standlmarkt zwischen Kirche und Gasthaus ist eine temporäre Zeltstadt geworden, die sich Mitte September am Kollmitzberger Höhenrücken lärmend ausbreitet. Im Vorjahr wurden 400 Aussteller und 40.000 Besucher registriert- an einem einzigen Wochenende und ohne nennenswerte Propaganda! Somit ist der Kollmitzberger Kirtag auf dem altheiligen Ottilienberg nicht nur der älteste (mit einer Kontinuität von mindestens 600 Jahren), sondern gegenwärtig auch der größte Jahrmarkt des Landes Niederösterreich.

Stephanshart


Stephanshart wird cirka 1140 als “Steuenharte” erstmals erwähnt. Der Name bedeutet „Wald, der zum Stephansdom in Passau gehört“. „Hart“ ist ein uraltes Wort für Wald.
Wie früher bekannt und heute noch gut erkennbar, floss die Donau jahrhundertelang an Stephanhart vorbei. Zur Zeit der Kreuzzüge waren die Gefahren des Strudengaues schon bekannt. Aus diesem Grund gab es als letzte Raststelle vor dem Strudengau einige Anlandestellen in Ardagger, einige davon in Stephanshart. Haftpflöcke, die zum abbremsen und anbinden der anlandenden Schiffe und Flöße dienten wurden um 1880 noch an der Lände vom Zehethof beseitigt. Seit 1787 fließt die Donau etwas nördlicher und teilt das Machland in einen nördlichen und einen südlichen Teil.
Beim Katastrophenhochwasser im Jahr 1954 waren 62 Häuser bis zur Firsthöhe im Wasser eingeschlossen und nachher so gut wie unbewohnbar. 1971 begann die europaweit größte Aussiedlung der NÖ Landesregierung in der Stephanshart Au: 43 Bauerhöfe wurden auf hochwassersicheres Gebiet umgesiedelt.
1497 wurde der Neubau einer Steinkirche vollendet. Dies war eine dreischiffige Hallenkirche. Sie hatte ein Netzrippengewölbe mit Zierrippen auf Halbsäulen. Dieses Gotteshaus stand damals direkt neben dem „Moar-Hof“ mitten im Ort. Nach jahrelangen vergeblichen Stabilisierungs- und Restaurierungsversuchen wegen Abrutschgefahr musste diese Kirche 1957 gesperrt und im Jahre 1962 gesprengt und abgetragen werden.
Die neue Kirche wurde 1959 eingeweiht und ist ein klar gegliederter Baukörper mit weiträumigem Hauptschiff und schmalen Seitenschiffen. Der im Osten vorgelagerte Turm mit Pyramidendach krönt den Haupteingang. Hohe, schmale Rundbogenfenster lassen viel Licht in den Raum, der von einer Betonkassettendecke überspannt ist. Die künstlerische Einrichtung ist großteils aus der alten Kirche übernommen. Die Chorwand zeigt ein Sgraffitto von Robert Herfert aus dem Jahr 1959. Von der alten Kirche stammen der gotische Taufstein, die spätbarocken Seitenaltarbilder, Glasfenster aus dem 19. Jahrhundert und eine alte Kircheglocke aus dem Jahr 1573.
In den folgenden Jahren entstand um diese Kirche eine neue Siedlung. 1976 wurde ein Verschönerungsverein gegründet. So erreichte Stephanshart 1977/1978 den ersten Preis im Blumenschmuckwettbewerb von NÖ und 1980 wurde man bei demselben „Europasieger“![6]

Sehenswürdigkeiten


Stift Ardagger


1049 wurde das Gut Ardagger Stift von Kaiser Heinrich III. an Bischof Nitker von Freising übergeben, mit dem Auftrag hier eine geistliche Gemeinschaft zu Ehren der Hl. Margareta einzuführen. So wurde eine dreischiffige Basilika errichtet, die 1063 eingeweiht wurde. Das Aussehen dieser Kirche lässt sich nur vermuten - ein bedeutender Steinbau mit einer Holzdecke in Form einer Basilika.

Zwischen 1225 und 1236 wurde eine neue, größere Kirche durch Probst Heinrich I. erbaut. Das Aussehen dieser Kirche ist recht schön auf dem Margaretenfenster zu erkennen. Auf dem Fenster ist Probst Heinrich zu sehen - in den Händen hält er ein Modell des Stiftes. Die Grundmauern entsprechen der heutigen Form des Stiftes Ardagger. Im Jahr 1529 wurde die Kirche von den Türken geplündert und in Brand gesetzt. Sie lag dann fast Jahre lang in Trümmern. 1567 wurde sie durch Probst Grübler wieder aufgebaut. Ihm verdankt das Stift auch die ungemein reiche Ausstattung. Er ließ die Kirche nach dem Geschmack seiner Zeit ausschmücken.

Das Stift Ardagger war ein Stift weltlicher Chorherren; vom Probst und seinen Chorherren wurden bis zu 16 Pfarren betreut. 1784 wurde diese Probstei aufgelöst. In den seitlichen Kartuschen werden einige Patrone der zum Stift gehörenden Pfarren gefeiert: der St. Stephanus (Patron der Kirche Stephanshart), der hl. Apostel Jakobus (Patron der Kirche Zeillern), die hl. Odilia (Patronin der Kirche Kollmitzberg) und der hl. Nikolaus (Patron der Kirche Ardagger Markt).
Das Chorgestühl im Priesterchor stammt aus dem Jahr 1627. Es wird von Tierfratzen, Flechtwerk, Türmchen und Wappenschildern geschmückt.

Ebenfalls etwas besonderes ist die im Jahre 1620 erbaute Orgel. Der Orgelbauer Freynd baute sie zuerst ohne Pedal. Erst 1770 ließ der letzte Probst des Stiftes - Graf von Auersberg - ein Pedal und drei Blasbälge einbauen. 1977 wurde die Orgel nach dreijährigen Restaurierungsarbeiten feierlich geweiht.
Probst Heinrich I. - der Stifter des Kirche - hat sich mit dem Margaretenfenster ein bleibendes Denkmal gesetzt. Das Glasfenster hinter dem Hochaltar ist das älteste Figuralfenster dieser Art in Österreich. Von unten nach oben gelesen - in 14 Medaillons dargestellt (Durchmesser von je 41 cm) - erzählt es von der Lebensgeschichte der Hl. Margareta. An der unteren Seite des Fensters ist der Stifter der Kirche Probst Heinrich kniend zu sehen, mit dem Modell der Stiftskirche in den Händen (she Foto "Stifterbild"). Das 3,80 m hohe und 1 m breite Fenster ist mit Palmettenblättern gerändert.
Im zweiten Weltkrieg fürchtete man, das Fenster konnte zerstört werden. Erst wollte man es nach Berlin bringen, es stellte sich aber heraus, dass das Glas in den steinernen Rahmen mit eingemauert war. So entschloss man sich, das Fenster innen und außen mit einer dicken Mauer zu unterstützen. Im Jahre 1949 wurde das Fenster wohl behalten wieder freigelegt.

In früheren Zeiten lag der Altar tiefer als heute - und zwar dort, wo sich gegenwärtig die unterirdische Säulenkrypta befindet. Diese Unterkirche ist der am reinsten erhaltene Teil aus der Zeit Probst Heinrichs. Elf Stufen führen hinab in den 13,10 m langen und 7,34 m breiten Raum. Die Krypta ist durch zwei Reihen von je sieben Säulen dreigeteilt. Die Säulen tragen Knospenkapitäle und verschlungene Blatt- und Akanthusformen. Im Inneren befindet sich ein Marienaltar. Die rechteckigen Fenster wurden erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgebrochen, um mehr Licht für den Raum zu gewinnen. Die Deckenbemalung rot-weiß stammt aus dem 16. Jahrhundert.
An der Nordseite der Stiftskirche verbindet der Kreuzgang Kirche und Probstei. Von der Westseite kann man vom Friedhof ohne die Kirche zu betreten in den Kreuzgang gelangen. Kreuzrippengewölbe überdachen den mit abwechslungsreich gearbeiteten Schlussteinen den Kreuzgang. In den Klostergarten öffnen sich die geschmückten Fenster. Auf der Ostseite des Kreuzganges wurden nach dem zweiten Weltkrieg frühgotische Wandmalereien freigelegt.
 Die Geburtsstunde der Sonnenuhr liegt zwischen 1567 und 1700 (Wiederaufbau der Stiftskirche nach der Zerstörung der Kirche durch die Türken).
Erst bei der Restaurierung der Kirche im Jahre 1974 wurde ein roter Fleck und im weiteren ein roter Rahmen der fast unerkenntlichen Sonnenuhr gefunden. Fünf verschiedene Kalkschichten bedeckten sie. Zu sehen war nur der Polstab der Uhr. Sicherlich war sie hier über 100 Jahre versteckt, denn die ältesten Menschen von Ardagger Stift und Umgebung können sich an keine Sonnenuhr erinnern.

In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und der NÖ Landesregierung wurde die Uhr restauriert. Ein Zeitmessgerät in dieser Form, wie sie die Sonnenuhr von Ardagger Stift darstellt, ist ein äußerst seltenes Exemplar.
Sie Sonnenuhr zeigt 12 Stundenlinien der wahren Ortszeit, 7 Datumslinien des Jahreszyklusses, 10 Linien der italischen Stunden, 10 Linien der babylonischen Stunden, 2 Tabellen mit je 4 Spalten für die Dauer des lichten Tages, die Dauer der Nacht, die Stunde des Sonnenaufganges, die Stunde des Sonnenunterganges, die Tierkreiszeichen im Jahreszyklus und diesen zugeordneten Planetenzeichen. Zu diesem Zifferblatt gehört als Schattenstab ein "Polstab". Er steht parallel zur Erdachse und weist mit dem oberen Ende nach dem Polstab - daher auch der Name. Auf dem Polstab befindet sich eine Kugel. Der Polstab zeigt die wahre Ortszeit und der von der Kugel geworfene Schattenpunkt ist die Ablesemarke für das Datum und die italischen und babylonischen Stunden.

Germanische Opfersteine


Auf einem besonders guten Aussichtsplatz am Kollmitzberg steht heute hinter Büschen verborgen der "Hexenstein". Das ist ein aufrecht stehender Granitblock, in den Stufen eingehauen sind. Durch Verwitterung hat sich oben in diesem Stein eine Schale gebildet. Seine Bedeutung scheint mit einem heidnischen Kult oder dem Kult einer verbotenen Sekte verbunden gewesen sein. Nicht nur der Name, sondern auch eine Sage deutet darauf hin: Nächtliche Opfer wurden hier dargebracht.

1000jährige Eibe


Ebenfalls an einem wunderschönen Aussichtspunkt auf die Donau, den Strudengau,... am Kollmitzberg steht die über 1000 Jahre alte Eibe. von dort aus können Wanderungen zur Donau unternommen werden.

Mostviertler Riesenmostbirn


Die Mostviertler Riesenmostbirn auch das "Tor zum Mostviertel" genannt, ist das Wahrzeichen des Mostviertels. Sie ist zur Gänze aus Holz gebaut und hat eine Höhe von 6,5 und eine Breite von 4,5 Metern. Die Mostviertler Riesenmostbirn liegt direkt am Donauradweg und weist auf den Beginn der Mostregion hin. Im Inneren zeigt sie die Entwicklung der Mostbirne im Jahresverlauf - von der kleinen bis  zur fertigen Birne - am Baum. Gleich daneben können Sie sich mit traditionellen mostviertlerischen Schmankerl verwöhnen lassen.[7]

Einzelnachweise
[1] http://www.ardagger.gv.at/content.php?pageId=3361, 1.8.2011, 11:54
[2] http://www.ardagger.gv.at/content.php?pageId=3363, 2.08.2011, 8:30 Uhr
[3] http://www.ardagger.gv.at/content.php?pageId=3363, 2.08.2011, 8:30 Uhr
[4] http://www.ardagger.gv.at/content.php?pageId=3363, 2.08.2011, 8:30 Uhr
[5] Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der BH- Amstetten, Ausgabe 1991, S. 32-33, Dr. Heimo Cerny
[6] http://www.ardagger.gv.at/content.php?pageId=3363, 2.08.2011, 8:30 Uhr
[7] http://www.ardagger.gv.at/content.php?pageId=3418, 2.08.2011, 8:50 Uhr

Bilder

Luftbild von Ardagger

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